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Das Reich der Pilze entdecken

14. März 2020 – Für das Seminar an diesen Samstag hatte unser Pilzsachverständiger Wolfgang Friese das bekannte Autorenehepaar Dr. Rita und Frank Lüder gewinnen können. Unter den 22 Teilnehmern zeigte sich ein breites Spektrum, was die Erfahrung mit Pilzen betrifft. Leider war die altersmäßige Streuung, wie gewohnt, weniger breit.

Die Referenten Dr. Rita Lüder (Bildmitte) und Wolfgang Friese (2.v.r.) – Foto: Jens Schubert
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Die Referenten Dr. Rita Lüder (Bildmitte) und Wolfgang Friese (2.v.r.) – Foto: Jens Schubert

Die Überalterung der Artenkenner und Sachverständigen war auch Thema des interessanten Vortrags zum Auftakt der Veranstaltung. Es wurde daher betont, wie wichtig es ist, dass man unseren Jüngsten das Reich der Pilze näher bringt. Wichtig war den Referenten auch aufzuzeigen, welche Bedeutung Pilze für die Entwicklung des Lebens allgemein und für Ökosysteme und unser eigenes Leben im Besonderen haben. Ohne diese Zersetzer und Aufbereiter ist das Leben, wie wir es kennen, nicht möglich. So erfuhren die Teilnehmer beispielsweise, dass etwa 95% aller Pflanzen eine Symbiose mit einem Wurzelpilz eingehen, um ihren Stoffwechsel aufrecht zu erhalten oder zu verbessern.

Auch wenn es nicht zum Hauptanliegen der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DgfM) gehört, den direkten Nutzen für den Menschen in den Vordergrund zu stellen, so gibt es doch einige Aspekte, die so manchen Pilzmuffel veranlassen könnten, sich mit diesen Lebewesen zu beschäftigen. Der bekannteste Aspekt dabei ist wohl die Möglichkeit des Verzehrs von Speisepilzen. Eine wichtige Erkenntnis für die unerfahrenen Teilnehmer war in diesem Zusammenhang, dass man alle Pilze bedenkenlos anfassen kann, ohne eine Vergiftung befürchten zu müssen. Frau Dr. Lüder zeigte den Teilnehmern an selbstgefertigter Kleidung auch eindrucksvoll, wie gut sich so mancher Pilz zum Färben von Textilien eignet. In jüngerer Zeit wurden auch die sogenannten Vitalpilze wieder in den Vordergrund gerückt – schon im Altertum verwendet, erleben sie heute eine Renaissance. Ötzi, der Mann aus dem Eis, belegt das recht gut. Bei ihm fand man den Vitalpilz Birkenporling.

Frau Friese beim Entfachen eines Feuers aus einem Glutnest, daneben Herr Frank Lüder, rechts Frau Dr. Rita Lüder – Foto: Jens Schubert
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Frau Friese beim Entfachen eines Feuers aus einem Glutnest, daneben Herr Frank Lüder, rechts Frau Dr. Rita Lüder – Foto: Jens Schubert

Aber auch einen anderen vielseitig verwendbaren Pilz, den Zunderschwamm, trug Ötzi ganz selbstverständlich bei sich. Dieser ermöglichte es ihm zusammen mit Pyrit und Feuerstein, ein Feuer zu entfachen und eine kleine Menge Glut zu transportieren. Sehr eindrucksvoll waren auch die von Herrn Friese ausgestellten Exponate aus Zunderschwamm. Mit viel Geduld und großem Geschick waren daraus sehr schöne Hüte entstanden.

Die Ausstellung zeigte darüber hinaus eine große Palette an weiteren Anwendungsmöglichkeiten von Pilzen. So sahen die Teilnehmer zum Beispel selbst hergestelltes Papier, Dekoration aus Pilzen und aus deren Abformungen, Verpackungsmaterial sowie Essig für die eigene Küche. Es durfte eine außergewöhnliche Schokolade probiert werden, die einen Vitalpilz enthält, der in damit befallenen Gliederfüßern heran wächst.  

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Lungen-Seitling – Foto: Heike Bunk
Lungen-Seitling – Foto: Heike Bunk
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Buckeltramete – Foto: Heike Bunk
Buckeltramete – Foto: Heike Bunk
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Ein Birkenstamm mit Pilzsporen geimpft – Foto: Heike Bunk
Ein Birkenstamm mit Pilzsporen geimpft – Foto: Heike Bunk
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Schautafel in der Naturschutzstation Herrenhaide – Foto: Heike Bunk
Schautafel in der Naturschutzstation Herrenhaide – Foto: Heike Bunk
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Vielfalt der Wuchsformen von Pilzen – Foto: Heike Bunk
Vielfalt der Wuchsformen von Pilzen – Foto: Heike Bunk
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Winter-Stielporling – Foto: Heike Bunk
Winter-Stielporling – Foto: Heike Bunk

Zur Erinnerung an dieses lehrreiche und auch unterhaltsame Seminar bekam jeder Teilnehmer eine Bescheinigung, auf der der eigene Name selbstverständlich themengerecht mit Pilztinte eingetragen wurde. Der NABU-Burgstädt bedankt sich bei den Referenten, die im Fall der Familie Lüder extra aus Norddeutschland angereist waren, im Fall der Familie Friese mit großer Mühe und Akribie die Veranstaltung organisiert und durchgeführt haben, und bei den interessierten Teilnehmern, die die vielfältigen Angebote der Naturschutzstation Herrenhaide hoffentlich bald wieder nutzen werden.


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