Naturschutzstation HerrenhaideAktuelles

Wolfstag

5. Februar 2017

Der Vereinsraum war dem Ansturm von Besuchern nicht gewachsen. 35 Interessierte drängten sich dicht an dicht und mussten sich teilweise mit Stehplätzen begnügen, um dem Vortrag über die Rückkehr eines faszinierenden Tieres nach Deutschland folgen zu können. Als Gastreferenten konnten wir diesmal den NABU-Wolfsbotschafter Claus Hermann aus Reichenbach gewinnen, der zugleich Mitglied der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe e. V. ist.

Herr Hermann (im Hintergrund am Rechner) brachte die Teilnehmer schon im Vorfeld mit Anekdoten und Gags in Stimmung. Danach vermittelte er geballtes Wissen aus der Wildtierforschung. Er betonte die Einzigartigkeit der Forschungsergebnisse, die sich aus der Wiederbesiedlung durch den Wolf ergeben. Noch nie zuvor gab es es eine vergleichbare Möglichkeit, die Ausbreitung eines Wildtiers dermaßen exakt wissenschaftlich zu begleiten. So lässt sich beispielsweise über die Genanalyse genau feststellen welcher Wolf aus welchem Rudel stammt. Besenderte Wölfe zeigen uns den Weg, den sie genommen haben und bringen Erstaunliches zu Tage. Die Tiere frequentieren vorzugsweise Wildpfade, die ihre Ahnen bereits vor deren Ausrottung nutzten. Allerdings wird genau dieser Umstand vielen Wölfen zum Verhängnis, weil der Mensch diese uralten Wanderwege mit seinen Straßen zerschnitten hat und damit eine große Zahl an Verkehrsopfern fordert.

So interessant und faszinierend dieses Wiederbesiedlungsprojekt für die Einen ist, so beängstigend ist es für manch anderen. Zu tief verankert ist die Mär vom Rotkäppchen und dem „bösen“ Wolf in den Köpfen der Menschen. Dabei hat der Wolf eine ziemlich genaue Vorstellung von seiner Beute - und eines kann man sicher sagen: Großmütter und kleine Mädchen mit roten Kappen gehören nicht dazu. Kranke, schwache und wehrlose Tiere dagegen stehen ganz oben auf seinem Speiseplan. Zwischen Wild- und Nutztier, haben wir von Herrn Hermann gelernt, unterscheidet Isegrim dagegen nicht. Deshalb empfiehlt er Nutztierhaltern dringend, alle empfohlenen Herdenschutzmaßnahmen konsequent durchzuführen, insbesondere die Anschaffung von Herdenschutzhunden. In der Natur hingegen sorgt er gemeinsam mit anderen Beutegreifern durch gezielte Auslese für vitale Wildtierbestände. Die Freude über einen derart effizienten Jäger wird freilich nicht von allen Zweibeinern geteilt, denn neben den Nutztierhaltern sieht sich auch ein Großteil der Jägerschaft starker Konkurrenz ausgesetzt.

Den gesamten Umfang dieser außerordentlich interessanten Veranstaltung wiederzugeben, ist hier leider nicht möglich. Soviel sei aber noch gesagt: Herrn Hermann ist es gelungen, alle Teilnehmer in den Bann des Heimkehrers Wolf zu ziehen. Wir konnten viel über seine Gestalt, Lebensweise, Spuren und vor allem über seine Rolle im Ökosystem erfahren und möchten uns dafür ganz herzlich bei Herrn Claus Hermann bedanken!

Jens Schubert (Wolfpate)


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